Kategorie: Monatsbetrachtung

  • Schmerzlicher Verlust & starke Völker

    Schmerzlicher Verlust & starke Völker

    Insgesamt haben von dreizehn eingewinterten Völkern zehneinhalb das Frühjahr gesehen. Obwohl das einer der größten Verluste ist, den ich je über einen Winter hatte, bin ich recht zufrieden. Warum? Zunächst gingen fast alle Völker stark aus dem Winter.

    Das Warrévolk hat schon im Winter geschwächelt und war wohl sehr durch Räuberei und möglicherweise auch die Asiatische Hornisse gezeichnet. Der Varroabefall war auf jeden Fall nicht alarmierend. Das Volk stammte von einem Schwarm des letzten Jahres.

    Zwei weitere Deutschnormalvölker sind mir leider ebenfalls eingegangen. Das besonders ärgerliche daran ist, dass es sich um zugekaufte Königinnen handelte. Ich habe sie recht spät im Jahr erhalten und konnte so erst Ende Juli die Ableger vorbereiten. Die Varroa war hier auch nicht am Werk. Ein Volk ging wohl an Feuchtigkeit zugrunde. Auch in den anderen Völkern an diesem Standort habe ich dieses Jahr mehr verschimmelte Waben herausgenommen als gewöhnlich. Daran muss ich arbeiten. Der Untergang ging wohl gleichzeitig mit einer geringeren Bienenmasse einher. Das andere Volk war weisellos und bereits Drohnenbrütig – das heißt die Königin ging verloren und einige Arbeiterinnen beginnen unbefruchtete Eier zu legen, aus denen folglich nur Drohnen schlüpfen. Ich habe es an einem warmen Tag auflösen müssen, aber die Bienenmasse konnte durch Zuflug die Nachbarvölker unterstützen.

    Die Völker machen aber an sich einen guten Eindruck. Nur eines schwächelt, da sich dort über den Winter wahrscheinlich eine Maus eingenistet hat. Das Mäusegitter hat sie irgendwie abbekommen. Zur Sicherheit habe ich hier noch ein wenig Futter als Starthilfe gegeben.

    Grundsätzlich bin ich ganz zufrieden mit dem Zustand der jetzigen Völker. Nun muss nur das Wetter mitspielen. Im Bautrieb sind die Damen zumindest schon…

    Blick auf ein Bienenvolk. Eine Hand hält das Wachstuch zur Abdeckung hoch. Die Bienen haben begonnen dort fünf Waben anzubauen.
  • Nass, nasser, März…

    Nass, nasser, März…

    Der März 2023 macht sicherlich dem von Titus Pullo in einem Bonmot über Cleopatra erwähnten November eine starke Konkurrenz. (Chapeau, wer diese Referenz auf Anhieb versteht.) In der Tat war das Saarland laut Deutschem Wetterdienst so warm und feucht wie kein anderes Bundesland, sozusagen der Sweetspot der Republik. Aber genug mit den anzüglichen Witzeleien, wenngleich mir schief- statt querdenken besser gefällt.

    Also zurück zu den Bienchen und Blümchen. Obwohl der Regen nach dem trockenen Februar (noch ein saarländischer Wetterrekord dieses Jahr) mehr als willkommen war, so hat dies doch den Nachteil, dass die Bienen nicht wirklich in die Erstfrühnlingsblüte fliegen konnten. Schlehe (N2/P2) und Löwenzahn (N3/P4) blühen teilweise schon, unbeachtet von Bestäubern. Nur in den wenigen Regenpausen sieht man Hummeln und Bienen, wie sie dicke Pollenhöschen durch die Luft transportieren.

    In einem der wenigen günstigen Augenblicke konnte ich zumindest in die meisten meiner Völker schauen. Glücklicherweise sind die acht Stück noch da, die im Februar schon Reinigungsflüge unternommen haben. In zwei konnte ich bisher noch nicht schauen, aber von Außen betrachtet scheinen sie gut über den Winter gekommen zu sein. Hoffentlich werde ich sie Ende kommender Woche kontrollieren können.

    Schauvolk am Lehrbienenstand Litermont
    Ableger vom letzten Jahr

    Nur eines der sechs kontrollierten Völker macht mir ein wenig Sorgen. Da ich kein anderes schwaches Volk habe, kann ich es mit keinem zusammenführen. (Merke: Schwache nie zu starken Völkern, sofern Krankheiten nicht auszuschließen sind.) Also werde ich versuchen es dieses Jahr aufzupäppeln. Zwei Dinge geben mir Hoffnung: Zum einen hat das Volk Brut in allen Stadien – es besetzt eben nur zwei Wabengassen. Zum anderen habe ich mit dem Aufpäppeln gute Erfahrungen gemacht. Ein schwächelndes Voll vom Vorjahr kommt nun stark aus dem Winter.

    Was kommt nun?

    Das Wetter für die kommenden zwei Wochen soll noch bescheiden bleiben. Laut Wolfgang Ritter und Ute Schneider-Ritter (Das Bienenjahr. Imkern nach den 10 Jahreszeiten der Natur) soll man Honigräume erst mit der Kirschblüte geben, sofern die Völker stark genug sind um den Raum anzunehmen. Diese scheint zusammen mit Apfel und Spitzahorn in den Startlöchern zu stehen. Hoffen wir, dass der Frost die Blüte verschont und sie sich mit dem Aufbrechen noch ein klein wenig Zeit lässt, bis das Wetter vielleicht etwas konstanter ist.

    Derweil habe ich just heute eine Investition getätigt, die ich hoffentlich nicht bereuen werde. Ich habe mir ein System mit Wabenhonig von Apiwelt bestellt über das ich dann zu gegebener Zeit berichten werde.

  • Rückschau auf den Juni

    Rückschau auf den Juni

    Ich will es mir ja doch irgendwie zur Aufgabe machen diesen Blog mindestens einmal im Monat mit Inhalt zu füttern. Allerdings war ich in letzter Zeit beruflich stark gefordert und hatte auch kaum Zeit, um nach den Biensys zu sehen. Am 20. Juni hatte ich aber eine kleine Runde geschafft und zumindest allmählich scheint die Situation besser zu werden.

    Habe ich zwuschenzeitlich geglaubt, dass eine weitere Fütterung notwendig sein könnte, so tragen die Bienen nun doch einiges ein. Die Akazie war zwar so schnell weg wie sie gekommen ist und blühte darüber hinaus sehr unregelmäßig – manche Bäume explodierten und wieder andere hatten kaum Blüten – aber durch Brombeeren, Kastanien und Linden ist nun doch ein bisschen was in die Stöcke gekommen.

    Eine weitere gute Neuigkeit gab es auch. Die Damen in der Oberträgerbeute waren kräftig am ausbauen. Am 20. hatten sie 10 Träger ausgebaut und waren schon an elf und zwölf dran.

  • O tempestas! O fames! – Rückblick auf den Mai 2021

    O tempestas! O fames! – Rückblick auf den Mai 2021

    O tempestas! O fames! – Was ein Wetter! Was ein Hunger! So könnte man den Mai oder vielmehr das gesamte Frühjahr 2021 zusammenfassen. Der erste richtige Beitrag sollte eigentlich etwas positiverer Natur sein, aber lässt das kaltnasse Wetter dies kaum zu.

    Etwas positives hatte das Wetter immerhin: Die Oberbodentrockenheit hat etwas abgenommen, wenngleich der Regen nicht ausreicht, um die Trockenheit der letzten Jahre vollends zu kompensieren.[1] Aus imkerlicher Sicht war der Regen dann doch weniger problematisch, gab es doch immerhin bei uns im Südwesten immer wieder Regenpausen, in denen die Bienen fliegen konnten. Das hätte natürlich nicht gereicht, um Frühtracht ernten zu können, aber es wäre immerhin genug gewesen, dass die Bienen ihre Nahrungsversorgung selbst sichern konnten.

    Das Problem war ein ganz anderes: Wenn die Temperaturen zu niedrig sind, geben die Blüten nicht genügend Nektar ab. Pollen hatten die Damen genügend im Schlepptau, aber allein davon werden sie nicht satt. So kam es schließlich, dass mir ein Volk verhungert ist.

    9./13. Mai – Reger Flubetrieb und guter Polleneintrag

    Bei meinem ersten Besuch im Wonnemonat schien die Welt noch in Ordnung. Es hieß, dass keine Nachtfröste mehr bevorstünden, wenngleich die Eisheiligen noch nicht vorüber waren. Die Bienen brachten überallher Pollen in die Stöcke und an meinem Außenstand wie auch zu Hause konnte ich schon vereinzelte kleine Wabenlager mit frisch eingetragenem Nektar sehen. Im Nachhinein frage ich mich allerdings, woher sie diesen hatten.

    Am 13. Mai war ich noch einmal da, um ein Volk zu füttern, aus dem ich zwei Waben entnommen habe, um einem Neuimker einen Ableger machen zu können. Hier wollte ich den Wabenbau anregen. Da ich vor kurzem erst dort war, wollte ich nicht noch einmal in alle Völker schauen. Es schien auch alles in Ordnung zu sein.

    20. Mai – Niedrige Temperaturen und das Grauen im Bienenstock

    Ich hatte schon geplant die Bienen zu füttern, bin aber wohl einen Tag zu spät an meinen Außenstand gekommen. Ich hatte festgestellt, dass in meinem Garten schon Drohnen aus einem Volk abgestoßen wurden und man hörte stellenweise, dass es wohl mit dem Futter knapp würde. Am 20. Mai war besseres Wetter mit etwas wärmeren Temperaturen angesagt, das ich zur Fütterung nutzen wollte. Am Stand angekommen, musste ich feststellen, dass zwei Völker keinen Flugbetrieb hatten, obwohl sie stark und mit – unter normalen Umständen – genügend Vorräten aus dem Winter kamen.

    So etwas habe ich noch nicht erlebt! Ich bin zwar kein alter Hase und erst seit 2014 dabei, aber auch Imker mit einem Erfahrungsschatz aus Jahrzehnten haben mir bestätigt, dass sie eine Situation, in der sie im Mai zufüttern mussten, sehr selten erlebt hätten. Der Beutenboden beim ersten Volk war zentimeterdick bedeckt mit toten Bienen, nur noch ein paar verirrte Überlebende kletterten in den Wabengassen. Zahlreiche Arbeiterinnen steckten leblos mit ihren Körpern in den Zellen drin. Ein Bild des Grauens, das ich niemandem zu erblicken wünsche und das ich sicherlich auch nicht mehr erleben will. Das Volk war hinüber. Die paar wenigen Bienen, die noch lebten, habe ich in die Beute gepackt und mit nach Hause genommen, um dort zuzufüttern und einen Ableger daraus zu machen.

    Das andere Volk stand wohl kurz vor dem Hungertod, denn auch hier war schon ein extremer Totenfall auf dem Beutenboden zu sehen, der es den Überlebenden schwer machte die Beute zu betreten oder zu verlassen. Hier habe ich noch einmal eine extra Portion Futterteig draufgelegt. Die restlichen Völker hatten kaum Vorräte, waren aber ansonsten wohlauf. Überall musste zugefüttert werden.

    28. Mai – Besseres Wetter und ein leichtes Aufatmen

    Als ich nun vor kurzem wieder in die Völker schaute, schien sich die Lage beruhigt zu haben. Überall wurden Nektarlager angelegt. Der Futterteig wurde wahrscheinlich direkt verbraucht, wobei stellenweise noch welcher vorhanden war, der fleißig von den Bienen abgetragen wurde. Die Rettung für das Volk, welches kurz vor dem Hungertod stand, kam gerade rechtzeitig. Es war wieder vital und die Königin war in Eilage. Die paar Bienen aus dem verhungerten Volk haben vielleicht überlebt. Auf jeden Fall zieht sich der Ableger gerade zwei Königinnenzellen nach. Nächste Woche könnte es dann soweit sein, aber bis dahin wird fleißig gefüttert. Ich hoffe sehr, dass diese Hungerperiode nun vorbei ist.

    Noch etwas positives zu Schluss

    Nun wollte ich meinen ersten „richtigen“ Beitrag nicht mit so etwas negativem beginnen, aber dieses Frühjahr ist nunmal etwas bescheidener. Teilweise merkt man auch, dass Vögel bei der Brutaufzucht Probleme haben und Wildbienen sind ebenfalls weniger unterwegs als noch im vergangenen Jahr. Ich hoffe sehr, dass diese sich ebenfalls in den nächsten Wochen erholen können.

    Das Positive zum Schluss also. Ich konnte die Top-Bar-Hive wieder besetzen, mit einem kleinen Schwarm, der am 15.05. einlogiert wurde. Die Damen sind noch schwer am arbeiten und hängen noch in der Traube. In den nächsten zwei Wochen sollte auch Wabenwerk zu sehen sein.

    Heute heißt es, dass es der kälteste Mai seit 1987 war.[1] Am meisten ärgere ich mich über mich selbst, dass ich nicht früher am Bienenstand war, um zu füttern. So etwas wird mir so schnell nicht mehr passieren.



    [1] https://www.sr.de/sr/home/nachrichten/panorama/kaeltester_mai_seit_ueber_dreissig_jahren_100.html


    [1] https://www.ufz.de/index.php?de=37937