O tempestas! O fames! – Rückblick auf den Mai 2021

O tempestas! O fames! – Was ein Wetter! Was ein Hunger! So könnte man den Mai oder vielmehr das gesamte Frühjahr 2021 zusammenfassen. Der erste richtige Beitrag sollte eigentlich etwas positiverer Natur sein, aber lässt das kaltnasse Wetter dies kaum zu.

Etwas positives hatte das Wetter immerhin: Die Oberbodentrockenheit hat etwas abgenommen, wenngleich der Regen nicht ausreicht, um die Trockenheit der letzten Jahre vollends zu kompensieren.[1] Aus imkerlicher Sicht war der Regen dann doch weniger problematisch, gab es doch immerhin bei uns im Südwesten immer wieder Regenpausen, in denen die Bienen fliegen konnten. Das hätte natürlich nicht gereicht, um Frühtracht ernten zu können, aber es wäre immerhin genug gewesen, dass die Bienen ihre Nahrungsversorgung selbst sichern konnten.

Das Problem war ein ganz anderes: Wenn die Temperaturen zu niedrig sind, geben die Blüten nicht genügend Nektar ab. Pollen hatten die Damen genügend im Schlepptau, aber allein davon werden sie nicht satt. So kam es schließlich, dass mir ein Volk verhungert ist.

9./13. Mai – Reger Flubetrieb und guter Polleneintrag

Bei meinem ersten Besuch im Wonnemonat schien die Welt noch in Ordnung. Es hieß, dass keine Nachtfröste mehr bevorstünden, wenngleich die Eisheiligen noch nicht vorüber waren. Die Bienen brachten überallher Pollen in die Stöcke und an meinem Außenstand wie auch zu Hause konnte ich schon vereinzelte kleine Wabenlager mit frisch eingetragenem Nektar sehen. Im Nachhinein frage ich mich allerdings, woher sie diesen hatten.

Am 13. Mai war ich noch einmal da, um ein Volk zu füttern, aus dem ich zwei Waben entnommen habe, um einem Neuimker einen Ableger machen zu können. Hier wollte ich den Wabenbau anregen. Da ich vor kurzem erst dort war, wollte ich nicht noch einmal in alle Völker schauen. Es schien auch alles in Ordnung zu sein.

20. Mai – Niedrige Temperaturen und das Grauen im Bienenstock

Ich hatte schon geplant die Bienen zu füttern, bin aber wohl einen Tag zu spät an meinen Außenstand gekommen. Ich hatte festgestellt, dass in meinem Garten schon Drohnen aus einem Volk abgestoßen wurden und man hörte stellenweise, dass es wohl mit dem Futter knapp würde. Am 20. Mai war besseres Wetter mit etwas wärmeren Temperaturen angesagt, das ich zur Fütterung nutzen wollte. Am Stand angekommen, musste ich feststellen, dass zwei Völker keinen Flugbetrieb hatten, obwohl sie stark und mit – unter normalen Umständen – genügend Vorräten aus dem Winter kamen.

So etwas habe ich noch nicht erlebt! Ich bin zwar kein alter Hase und erst seit 2014 dabei, aber auch Imker mit einem Erfahrungsschatz aus Jahrzehnten haben mir bestätigt, dass sie eine Situation, in der sie im Mai zufüttern mussten, sehr selten erlebt hätten. Der Beutenboden beim ersten Volk war zentimeterdick bedeckt mit toten Bienen, nur noch ein paar verirrte Überlebende kletterten in den Wabengassen. Zahlreiche Arbeiterinnen steckten leblos mit ihren Körpern in den Zellen drin. Ein Bild des Grauens, das ich niemandem zu erblicken wünsche und das ich sicherlich auch nicht mehr erleben will. Das Volk war hinüber. Die paar wenigen Bienen, die noch lebten, habe ich in die Beute gepackt und mit nach Hause genommen, um dort zuzufüttern und einen Ableger daraus zu machen.

Das andere Volk stand wohl kurz vor dem Hungertod, denn auch hier war schon ein extremer Totenfall auf dem Beutenboden zu sehen, der es den Überlebenden schwer machte die Beute zu betreten oder zu verlassen. Hier habe ich noch einmal eine extra Portion Futterteig draufgelegt. Die restlichen Völker hatten kaum Vorräte, waren aber ansonsten wohlauf. Überall musste zugefüttert werden.

28. Mai – Besseres Wetter und ein leichtes Aufatmen

Als ich nun vor kurzem wieder in die Völker schaute, schien sich die Lage beruhigt zu haben. Überall wurden Nektarlager angelegt. Der Futterteig wurde wahrscheinlich direkt verbraucht, wobei stellenweise noch welcher vorhanden war, der fleißig von den Bienen abgetragen wurde. Die Rettung für das Volk, welches kurz vor dem Hungertod stand, kam gerade rechtzeitig. Es war wieder vital und die Königin war in Eilage. Die paar Bienen aus dem verhungerten Volk haben vielleicht überlebt. Auf jeden Fall zieht sich der Ableger gerade zwei Königinnenzellen nach. Nächste Woche könnte es dann soweit sein, aber bis dahin wird fleißig gefüttert. Ich hoffe sehr, dass diese Hungerperiode nun vorbei ist.

Noch etwas positives zu Schluss

Nun wollte ich meinen ersten „richtigen“ Beitrag nicht mit so etwas negativem beginnen, aber dieses Frühjahr ist nunmal etwas bescheidener. Teilweise merkt man auch, dass Vögel bei der Brutaufzucht Probleme haben und Wildbienen sind ebenfalls weniger unterwegs als noch im vergangenen Jahr. Ich hoffe sehr, dass diese sich ebenfalls in den nächsten Wochen erholen können.

Das Positive zum Schluss also. Ich konnte die Top-Bar-Hive wieder besetzen, mit einem kleinen Schwarm, der am 15.05. einlogiert wurde. Die Damen sind noch schwer am arbeiten und hängen noch in der Traube. In den nächsten zwei Wochen sollte auch Wabenwerk zu sehen sein.

Heute heißt es, dass es der kälteste Mai seit 1987 war.[1] Am meisten ärgere ich mich über mich selbst, dass ich nicht früher am Bienenstand war, um zu füttern. So etwas wird mir so schnell nicht mehr passieren.



[1] https://www.sr.de/sr/home/nachrichten/panorama/kaeltester_mai_seit_ueber_dreissig_jahren_100.html


[1] https://www.ufz.de/index.php?de=37937

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